Schüler: Warum fühlen sich herausragende Menschen oft einsam?
Meister: Gibt es mehr Menschen auf dem Gipfel oder am Fuß des Berges?
Schüler: Am Fuß des Berges gibt es mehr.
Meister: Warum ist das so?
Schüler: Weil der Weg hinauf zu beschwerlich und zu anstrengend ist.
Meister: Und wer versteht wen besser?
Schüler: Diejenigen, die den Gipfel erreicht haben, verstehen die Menschen am Fuß des Berges besser.
Meister: Warum?
Schüler: Weil die Menschen auf dem Gipfel in der Regel den langen, mühsamen Aufstieg vom Fuße des Berges gemeistert haben.
Meister: Wenn es darum geht zu entscheiden, wer recht hat, wie sehen sie sich selbst und den anderen?
Schüler: Jeder ist fest davon überzeugt, dass seine eigene Sichtweise richtig ist.
Meister: Wer stellt in diesem Fall die Mehrheit?
Schüler: Die Menschen am Fuße des Berges machen die Mehrheit aus.
Meister: Und was ist letztlich das Ergebnis?
Schüler: Die meisten glauben, dass die Menschen am Fuß des Berges recht haben, während diejenigen auf dem Gipfel als falsch angesehen werden.
Meister: Was nimmst du daraus mit?
Schüler: Die Erkenntnis ist, dass herausragende Menschen, weil sie so selten sind, oft einsam erscheinen.
Meister: Wenn dein Wissen, dein Horizont und deine Gedanken, die der Mehrheit um dich herum übersteigen, wirst du womöglich zum Außenseiter – nicht, weil du sie nicht verstehst, sondern weil sie dich nicht verstehen können.
Ein Mensch mit klaren Gedanken ist in der Regel der nüchterne Beobachter der Gesellschaft. Es mangelt ihm nicht an der Fähigkeit, mit anderen in Kontakt zu treten, sondern er sieht keinen Sinn mehr in oberflächlichen gesellschaftlichen Spielen.
Andererseits finden Menschen, die auf materiellen Genuss aus sind, Zufriedenheit, sobald ihre Grundbedürfnisse gedeckt sind; während jene, die nach der Seele sehnen, immer nach einer erhabenen, funkenden Lebensweise – wie die Sterne – verlangen. Diese Suche kann mit fester Entschlossenheit und Hingabe verfolgt werden, auch wenn sie mit Demut, Einsamkeit und Schmerz einhergeht.
Wie jemand sagte, je weniger Tiefgang und je plumper ein Mensch ist, desto stärker neigt er dazu, sich der Masse anzupassen – denn in dieser Welt hat man oft nur die Wahl: Entweder man entscheidet sich für die Einsamkeit der Tiefe oder für die Oberflächlichkeit der Masse.
Wirklich würdige Menschen vermögen es, ihre Einsamkeit zu schätzen, denn in ihrem Innersten entfaltet sich eine Anmut oder ein Gefühl, die an den erhabenen Ausblick von einem Berggipfel erinnert.
oder
Wirklich würdige Menschen haben ihre Ekstase, die es ihnen ermöglicht, ihre Einsamkeit zu zelebrieren – eine innere Erhabenheit, die dem Ausblick von einem Berggipfel gleicht.
Eure Lian