Die Geschichte vom Bauern und Teufel


Einige Jahre lang beobachtete der Teufel einen Bauern, welcher als Familienvater verantwortungsbewusst lebte und fleißig arbeitete. Er besaß eine ruhige Seele und strahlte einfach die Zufriedenheit aus, zufrieden mit sich selbst, mit seiner Familie, mit der Arbeit und mit dem Leben. Er ist selbst seines Glückes Schmied. Mit Freude trug er zur Harmonie der Nachbarschaft bei, und leistete unauffällig bei Jedem Hilfe und Unterstützung. Durch seinen gesunden Menschenverstand war er bei allen beliebt.  

Im Frühling bestellte er sein Feld rechtzeitig; im Sommer sah er mit Gelassenheit alles wachsen; im Herbst erntete er mit Dankbarkeit sein Getreide; im Winter genoss er die Ruhe und verbrachte viel Zeit mit seiner Familie und bereitete sich rechtzeitig auf den Frühling vor. Bei ihm passte alles. Dem Teufel kam es so vor, als ob der Bauer im Paradies lebe und vollkommen wäre. 

Jedes Jahr im Herbst fällt dem Teufel etwas Ungewöhnliches auf: nach dem Ernten streute der Bauer einige Körner wieder auf den Feldweg am Wald. Im Vergleich zu ihm machten das die anderen Bauern nicht.

Der Teufel kannte vieles vom Menschen, aber das war ihm fremd. Er konnte sich nicht vorstellen, was das bedeutete und wollte es gerne wissen. Wenn er das nicht herausfand, schlief er nicht.  

An einem Wintertag als der Bauer wieder Vater geworden war, ist der Teufel noch neidischer auf ihn geworden. Der Neid brannte in ihm. 

Durch negatives Vergleichen entsteht Neid und durch Neid kann Missgunst entstehen.

Er nahm sich vor, den Bauern unglücklich zu machen. Das sah er als seine Aufgabe, welche er dringend erledigen müsse.

Er rief seinen Liebling, Teufelchen Neidi, zu sich und sagte: „Ich habe eine Aufgabe für dich. Ich kann nicht mehr sehen, dass der Bauer glücklich ist. Schau zu, wie du ihn unglücklich machst. Würdest du für mich diese Aufgabe erledigen?“

„Das ist nicht schwer. Ich bin doch dein Liebling und werde das gerne für dich tun, damit du glücklich wirst.“

In einer Frühlingsnacht schlich das Teufelchen Neidi auf das Feld des Bauern und verhärtete den Boden, verteilte viele große Steine überall auf das ganze Feld. Als der Bauer am nächsten Tag hinkam, sah er die Steine mit großer Freude, weil er sie als die besten Baumaterialien gebrauchen könnte.

Nachdem er alle Steine dankend weggetragen hatte, ruhte er sich aus. Da die Sonne den ganzen Tag schien, verschwand die teuflische Verhärtung am nächsten Tag spurlos. Der Bauer blieb fröhlich und zufrieden und lebte weiter mit Freude.

Der Teufel war enttäuscht von Neidi und holte das nächste Teufelchen Eifi und beauftragte ihn dem Bauern Unglück zuzufügen. Dieses Teufelchen Eifi war bekannt für seine Geschicklichkeit etwas zu stehlen und traute sich tagsüber dem Bauern etwas zu entwenden.

Gleich am nächsten Tag folgte Eifi dem Bauern aufs Feld und fand heraus, dass ihm sein Pausenbrot wichtig war. Als sich der Bauer auf seine Arbeit konzentrierte, stahl Eifi das Pausenbrot von ihm und dachte dabei: Jetzt musste er richtig traurig sein und vor lauter Hunger schreien, wenn er sein Brot nicht findet.

Zu seiner Überraschung hörte es die Stimme des Bauers „Oh, da hat jemand aber größeren Hunger als ich. Ich hoffe, dass es ihm geschmeckt hat.“ Nachdem er etwas getrunken hatte, arbeitete er weiter.

Ratlos kehrte das 2. Teufelchen Eifi zurück und sagte: „Mit meiner Fähigkeit schaffe ich nicht diesen Bauern unglücklich zu machen.“

Da entschied sich der Teufel den Eifi in den Körper des Bürgermeisters zu implantieren, dabei dachte er: Menschen können Menschen am besten schikanieren. Ein Bürgermeister hat die Macht und darf den Bauern ins Gefängnis stecken.

Nachdem Eifi in einer Nacht in den Körper des Bürgermeisters eingedrungen war, konnte es den Bürgermeister am nächsten Tag bereits manipulieren.

Als der Bürgermeister dem Bauern zufällig begegnete, begrüßte ihn der Bauer wie gewohnt freundlich und mit einem Lächeln. Plötzlich kam der Bauer dem Bürgermeister merkwürdig vor, etwas unangenehm. Das Lächeln des Bauern war dem Bürgermeister unnatürlich. Seine gute Laune schien dem Bürgermeister so, als ob der Bauer etwas zu verbergen hatte. Seine beliebte Art und Höflichkeit schienen dem Bürgermeister auch übel.

Plötzlich fiel dem Bürgermeister ein, dass der Nachbar des Bauern sein Diamant verloren hatte. Wie sich der Bauer benahm, schien es so, als ob er den Diamanten gestohlen hätte.

Ohne genau zu wissen, um was für ein Stück Diamant es sich handelte, ohne einen geringsten Beweis ließ der Bürgermeister seine Leute den Bauern ins Gefängnis einsperren. Dabei schickte der Bürgermeister mehrere Männer zu ihm nach Hause, um es zu verwüsten und auch seine Frau und Kinder zu tyrannisieren.

Die Zeit verging. Bevor der Frühling kam, musste das Feld bestellt werden. Als sich die Ehefrau des Bauern Sorgen machte, erhielt sie einen Brief von ihrem Ehemann: „Schatz, ich habe den Diamanten im Feld vergraben, macht dir bitte keinen Sorgen.“

Als die Ehefrau aufs Feld kam, sah sie, dass es durchgewühlt und überall umgedreht war.

Ein paar Tage später als die anderen anfingen zu säen, erhielt sie wieder einen Brief von ihrem Ehemann: „Schatz, alles wird gut. Der Diamant funkelt zwischendurch gegen die Abendsonne, aber nur wenn man das Feld ordentlich angesät hat. Dann ist er leicht zu finden.“ Als seine Ehefrau am nächsten Abend ans Feld kam, war es ordentlich bestellt.             

Der Teufel wurde ungeduldig und holte sein Teufelchen Eifi aus dem Körper des Bürgermeisters heraus und fand ihn als Mensch unheilbar dumm und unfähig.

Eines Tages als der Nachbar des Bauern seinen Diamanten wiedergefunden hatte, musste der Bürgermeister den Bauern entlassen und sich bei ihm entschuldigen für seine falsche Entscheidung. Der Bauer verzieh ihm und ging mit Verständnis nach Hause.

Das durch Neid entstandene Leiden des Teufels war unerträglich geworden. Er schrie und wälzte sich in der Luft, als ob es donnerte. Seine rötlichen Augen brannten wie Feuer. Sein Groll war fast riechbar.

Plötzlich erschien sein Chef vor ihm, der alte Teufel Meister, und sprach: „Du bist nur ungeduldig. Lass mich dir eine Lektion erteilen. Ich mache dich sichtbar und du wirst ein Freund von dem Bauer sein. Was sagst du dazu?“

Ohne ihn verstanden zu haben, erklärte der Teufel seine Bereitschaft. Obwohl er ziemlich zweifelte, blieb ihm nichts anderes übrig als den Rat des alten Teufels zu befolgen.

„Heute Nacht bekommst du einen menschlichen Körper geliehen, morgenfrüh mache dich auf den Weg. Du wirst ein fähiger Freund des Bauers sein, um ihm bei jeder Gelegenheit helfen zu können. Du bekommst alle Anweisungen von mir. Du machst alles geduldig, was ich dir sage.“

Es war Erntezeit, der Bauer hatte alle Hände voll zu tun. Als der Teufel an seinem Feld vorbeiging, begrüßten sie sich gegenseitig höflich. Der Teufel bat um einen Schluck Wasser zum Trinken, stellte sich dem Bauern vor und erzählt, dass er dringend Arbeit suchte, ohne Bezahlung. Er wäre zufrieden, wenn er gesättigt werden konnte und einen Platz zum Schlafen hätte. Augenblicklich fanden beide Anschluss zueinander.

Der Bauer nahm seinen neuen Freund mit zu sich nach Hause und behandelte ihn wie einen Bruder. Beide arbeiteten harmonisch zusammen. Wie gewohnt, als der Bauer nach dem Ernten die Körner auf den Feldweg am Wald streute, fragte ihn der Freund: „Warum tust du das?“ Mit einer Fröhlichkeit antwortete der Bauer: „Der Winter ist lang, für die Vögel und andere Tiere bereite ich die Körner vor, damit sie etwas zum Fressen finden und den Winter leicht überstehen.“

„Nächstes Jahr wird das Wetter besonders schön, ich bin der Meinung, dass wir das Feld aufteilen, und verschiedene Sorten aussäen. Damit wir etwas flexibler sind, wie Weizen, Kartoffeln, Mais. In Zukunft könnten wir alles säen, was uns besseren Profit bringt.“ So der Freund, nachdem er viele Anweisungen von seinem alten Chefteufel bekam.

Der Bauer fand das als eine gute Idee. Dieser Freund weiß immer im Voraus, wie das Wetter im nächsten Jahr wird, und was die anderen Bauer vorhaben, was auf dem Handelsmarkt konkurrenzfähig ist.

Als die anderen Bauern schlechte Ernten hatten, entwickelte sich bei den Beiden alles zum Besten. Die ganze Familie war glücklich.

An einem Abend entschied sich der Bauer seine besten Samenkörner anderen Dorfbewohnern zu schenken, damit sie im nächsten Jahr auch besseren Ertrag bekämen und ihre Familien ausreichend ernähren können.

Sofort stoppte ihn der Teufel. Er sah nicht ein, dass der Bauer seinen Mitmenschen half. Mit einer Entschlossenheit sprach er: „Was hast du davon? Sie sind unsere Konkurrenten. Wer hilft uns, wenn wir Schwierigkeiten haben? Keiner“! endete er seinen Klartext mit einem gehobenen Ton.   

Mit der Zeit entwickelte der Teufel neben der Gentechnik, auch noch alle möglichen Pestizide, womit der Bauer noch mehr Erträge erzielen konnte. Dies ließ er gerne auf den Feldern verbreiten, um noch mehr Profit zu erwirtschaften. Es war ihm egal, ob der Boden dadurch verseucht und die Geburtsfähigkeit der Menschen beeinträchtig wurde.   

Im Laufe des Lebens wurde der Bauer immer reicher und reicher. Der ideenreiche Freund brachte dem Bauern bei, wie man aus Überschussgetreide Schnaps brennen konnte, damit der Bauer noch weitere Einnahmenquellen besaß.

Dies geschah auch. Irgendwie fühlte sich der Bauer unwohler als früher. Er spürte nicht mehr seine Zufriedenheit und suchte oft nach Spaß und andere Möglichkeit, um sich zu befriedigen.  

Eines Tages als der Bauer doch seine Bekannten und Freunde einladen wollte, sagte ihm der Teufel: „Wir müssen unsere Kunden und Politiker einladen, um mit ihnen gute Beziehungen aufzubauen, die entscheiden unsere Umsätze und Zukunft.“

Der Bauer gab seinem „Freund“ wieder recht und tat es.

Um die Feierlichkeit vorzubereiten, tauschten die beide tagelang ihre Ideen aus, von ungewöhnlichen Getränken bis zu exotischen Speisen.

Der Bauer fühlte sich immer großartiger.

Nach drei Jahren besaß er mehrere Betriebe: Getreidehandel, mehrere Brennereien und Brauereien bis hin zu vielen gehobenen Gastronomien.

Der Bauer wurde Alkoholiker und verbrachte kaum Zeit zuhause mit seinen Kindern. Zu seiner Frau wurde er auch ungeduldig und aggressiv, weil er sich für etwas Besseres hielt. Durch seine Selbstherrlichkeit und Arroganz distanzierten sich beide immer mehr. Die Ehefrau wurde traurig und deprimiert. Er bekam oft jüngere Verehrerinnen und vergnügte sich gerne mit ihnen.  

Als sich der Teufel von ihm verabschieden wollte, war er so betrunken, dass er nicht wusste, wie der „Freund“ mit Namen heißt.  

Er ist reich und verschwenderisch geworden. Er wusste nicht wohin mit seinem Geld und kaufte sich teure Autos und besuchte sogar Bordelle.

Als der Teufel in seine Welt zurückgekehrte, blickte er mit Stolz auf seinen Erfolg: den Bauern unglücklich zu sabotieren. Da sprach ihm der alte Teufel an: „Schaue dir das Blut des Bauern an, es hat sich verändert. Er ist jetzt zeugungsunfähig geworden.“ 

„Wenn du die Menschen verderben willst, musst du ihre Gier erwecken, ihnen alles anbieten, was sie nicht brauchen. Ihre Gier sind unsere besten Kollegen. Mit äußeren Methoden, wie die von Neidi und Eifi verwendetet wurden, schaffen wir sie nicht zu zerstören.

In der Menschheit hat es viele Propheten gegeben, wie Jesus, Buddha, Konfuzius, Mohammet, welche ihren Mitmenschen helfen wollten, sich von ihrem Leiden loszulösen. Was ist passiert? Es ändert sich bei manchen gar nichts. Ich stelle oft fest, dass man als Außenstehender nie einen anderen Menschen fertig machen kann. Nur wenn ein Mensch von seiner Gier oder Macht besessen wird, zerfällt er schnell. Dann kennt er keine Verwandtschaft. Ganz schlimm ist, wenn sie süchtig werden, denn vergessen sie sogar das Menschsein. Wenn sie das Menschsein vergessen, dann wird es für uns auch schwierig, weil es die Ausgewogenheit nicht mehr gibt.“

Nach ein paar Minuten bevor sich der alte Teufel verabschiede, ergänzt er: „Du darfst dich aber nicht freuen, weil der Bauer jetzt unglücklich und unwürdig ist, wie ein Schwein lebt. Es ist eigentlich nicht deine Aufgabe ihn zu zerstören, sondern du darfst ihn nur auf den Prüfstand stellen. Deswegen darfst du auch keine Schadenfreude haben. Wegen deiner Missgunst besitzt du ab jetzt gewisse Fähigkeiten nicht mehr.“


Das ist das Ende der Geschichte