Das Denken eines Meisters

In einem Kloster war mal ein bekannter Meister, der mit vielen Schülern zusammenlebte. Die Schüler studierten die fernöstlichen Lehren, um würdige und vorbildliche Menschen zu werden.

Jedoch immer wieder verschwanden Gegenstände und Essen, welches nicht zu erklären war. Ein Schüler wurde auf frischer Tat ertappt und die anderen Schüler beschlossen zu ihrem Meister zu gehen, um den Dieb aus dem Kloster entfernen zu lassen.

Der Meister schwieg und duldete den Dieb.

Die Schüler forderten von ihrem Meister, entweder der Dieb verlässt das Kloster oder die gesamte Schülerschaft würde gehen. Der Meister sagte daraufhin, dass es den Schülern freisteht das Kloster zu verlassen.

Die Schüler waren überrascht und schockiert und fragten:
„Warum willst du uns entlassen, wir sind doch die guten Schüler und möchten würdig werden?
Wie kannst du uns gehen lassen und nur den Dieb im Kloster weiter unterrichten?“
.

Darauf antwortete der Meister:
„In unserem Koster ist jeder geschützt und kann sich weiterentwickeln. Ihr habt vieles verstanden, das Kausalgesetz beherzigt und wisst genau, wie ihr euch verhalten sollt. Aber wenn ich den Dieb entlasse, ist er verloren und wird voraussichtlich in der Gesellschaft hohen Schaden anrichten. Ich kann einem Menschen nur helfen, wenn ich ihm eine weitere Chance gebe. Wenn selbst ich ihn ablehne, wird er nirgendwo Gelegenheit bekommen, sich selbst zu verbessern. Deswegen möchte ich eure Entscheidung akzeptieren.“

Alle Schüler verstanden die Sichtweise des Meisters und halfen gemeinsam dem Dieb wieder auf den rechten Weg zu leiten.

Toleranz ist die Basis der Menschenwürde. Akzeptanz ist der erste Schritt zur Veränderung. Verzeihung führt zur Selbstbefreiung. Jeder braucht eine Chance. Die wahre Liebe lebt in Verständnis und Respekt.

Korrektheit gehört nicht zu Selbstbeurteilung.
Ethik ist nicht die Ordnung, welche die Mehrheit standardisiert.
Tugend ist nicht, dass man andere für immer verurteilt,
sondern unauffällig anderen eine warme Hand reicht.

Moral ist nicht etwas, womit wir andere fesseln … sondern etwas,
wonach wir uns selbst orientieren sollen!

Eure Lian